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Details der Studie „Mobilität in Deutschland 2017“ für den MVV-Raum vorgestellt

Zum dritten Mal nach 2002 und 2008 ließ das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) im Jahr 2017 die Studie „Mobilität in Deutschland“ (MiD) erstellen*. Nun wurde den hiesigen regionalen Partnern – der Landeshauptstadt München, der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) und dem Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) – nach dem Kurzreport aus 2019 die finale Auswertung für den MVV-Raum vorgestellt. Die MiD-Studie, die erste Anzeichen für eine Veränderung hin zu einer nachhaltigeren Mobilität für den MVV-Raum vor Corona zeigt, steht auf muenchenunterwegs.de und mvv-muenchen.de zum Download zur Verfügung. Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:

Die Bewohner/innen des MVV-Raums waren laut MiD-Studie 2017 weniger mobil als noch im Jahr 2008: 88 Prozent der Einwohner/innen in der Stadt München bzw. 87 Prozent der Einwohner/innen in den Verbundlandkreisen gaben an, an einem normalen Tag für mindestens einen kurzen Weg das Haus zu verlassen. Im Jahr 2008 lag diese Mobilitätsquote im MVV-Raum als auch in der Stadt München noch bei jeweils 91 Prozent. Trotzdem stieg, insbesondere aufgrund der Bevölkerungszunahme, das Verkehrs-aufkommen gegenüber dem Jahr 2008 an. Die Münchner/innen legten im Jahr 2017 etwa 4,8 Millionen Wege am Tag zurück (2008: 4,2 Millionen Wege), in den Verbundlandkreisen stieg das Verkehrsaufkommen auf 4,6 Millionen Wege täglich (2008: 4,4 Millionen Wege).

Noch stärker legte die Verkehrsleistung zu: Von vormals rund 42 Millionen Personenkilometern in der Stadt München im Jahr 2008 stieg der Wert im Jahr 2017 auf rund 60 Millionen Kilometer am Tag, in den Verbundlandkreisen war ein Anstieg auf 64 Millionen Kilometer pro Tag (2008: 50 Millionen Kilometer pro Tag) zu verzeichnen.

Verkehrsmittelwahl: Die meisten Wege im MVV-Raum – rund 46 Prozent – wurden als Fahrer/in oder Mitfahrer/in im motorisierten Individualverkehr (MIV) zurückgelegt. Mit dem Fahrrad oder zu Fuß sind rund 36 Prozent der Befragten unterwegs, 18 Prozent nutzen den öffentlichen Nahverkehr. In der Stadt München wurden 34 Prozent der Wege mit dem Auto, 18 Prozent der Wege mit dem Fahrrad und jeweils 24 Prozent der Wege mit dem öffentlichen Nahverkehr und zu Fuß unternommen. Im Vergleich zu 2008 legten die Münchner/innen somit anteilig deutlich mehr Wege mit dem Rad oder den öffentlichen Verkehrsmitteln zurück. Dafür fuhren sie anteilsmäßig weniger mit dem Auto und gingen weniger Strecken zu Fuß.

In München besaßen laut „MiD 2017“ etwa 44 Prozent der Haushalte kein Auto, im Münchner Umland rund 16 Prozent. Über 80 Prozent der Personen ab 14 Jahren im MVV-Raum bzw. 83 Prozent der Münchner/innen besaßen ein eigenes Fahrrad, Elektrofahrrad oder Pedelec. 47 Prozent der Bewohner/innen der Stadt bzw. 22 Prozent der Bewohner/innen der Verbundlandkreise waren im Besitz einer Zeitkarte für Bus und Bahn.

Im MVV-Raum fiel laut „MiD 2017“ im Alltagsverkehr eine Summe von rund 5 Millionen Tonnen CO2 an – wovon 80 Prozent auf den MIV entfallen und etwa 20 Prozent auf den öffentlichen Verkehr (inkl. Nah- und Fernverkehr, Reisebus-, Schiffs- und Flugverkehr). Durchschnittlich ergibt sich so pro Person und Tag ein Wert von etwa 5 Kilogramm CO2. Für die Stadt München liegt der betreffende Wert bei etwa 4 Kilogramm CO2.

Mobilitätsreferent Georg Dunkel: „Im vergangenen Jahr hat Corona das Verkehrsgeschehen in München stark beeinflusst. Ob sich dadurch nachhaltige Veränderungen im Mobilitätsverhalten der Münchner Bevölkerung ergeben, bleibt abzuwarten. Die Ergebnisse der „MiD 2017“ zeigen aber, dass die Münchnerinnen und Münchner in ihrem Alltagsverkehr immer mehr Wege mit dem Rad und den öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen. Dies ist ein sehr erfreuliches Ergebnis! Gleichwohl steigen durch das starke Wachstum in Stadt und Region die täglich zurückgelegten Personenkilometer im motorisierten Individualverkehr und damit auch die CO2-Emissionen. Dies sind die Rahmenbedingungen, unter denen die vom Stadtrat beschlossene Verkehrswende umzusetzen ist. Das veränderte Verhalten der Münchner Bevölkerung ist ein wichtiger Ansatzpunkt für uns, um durch den weiteren Angebotsausbau sowohl im öffentlichen Nahverkehr und im Radverkehr als auch bei den Sharing-Angeboten die Arbeit an der Verkehrswende fortzusetzen.“

„Auch wenn wir aktuell natürlich ein anderes Mobilitätsverhalten als in der MiD-Studie beschrieben beobachten können, so sind die Ergebnisse für uns doch aufschlussreich. Sie helfen uns, die aktuelle Veränderung des Mobilitätsverhaltens richtig einordnen zu können – aber auch dabei, langfristig noch stärkere Maßnahmen in Richtung eines umweltschonenderen Verkehrs zu planen“, so MVV-Geschäftsführer Dr. Bernd Rosenbusch. „Natürlich haben sich die Mobilitätskennziffern gegenüber der MiD inzwischen deutlich verändert. Es wurden ab März 2020 deutlich weniger Wege zurückgelegt, auch die Verkehrsleistung verringerte sich in erheblichem Umfang. Während sich der motorisierte Individualverkehr relativ schnell erholte, zeigen sich noch immer deutliche Einbußen im öffentlichen Personennahverkehr. Aber der Klimaschutz wird uns auch nach der Pandemie weiter beschäftigen, dafür müssen wir jetzt die Weichen stellen und dürfen in unseren gemeinsamen Bemühungen nicht nachlassen.“

Insgesamt waren in der Studie „Mobilität in Deutschland“ aus dem Jahr 2017 durchaus Veränderungen in Richtung eines umweltgerechteren Verkehrs erkennbar. Das Auto blieb aber mit Abstand Verkehrsträger Nummer eins. Die gestiegene Einwohnerzahl in Kombination mit der gestiegenen Verkehrsleistung führt dazu, dass erste Ansätze hin zu einem nachhaltigeren Mobilitätsverhalten zwar erkennbar sind, die Veränderungen aber oftmals nicht die erwartete Dynamik erreichen.

In der Stadt München erreichten die öffentlichen Verkehrsmittel einen Anteil von etwa einem Viertel, der Anteil des Umweltverbundes an den Wegen stieg auf insgesamt fast zwei Drittel. Die Bedeutung des Umweltverbundes ergibt sich hier durch ein gut ausgebautes Fahrrad- und öffentliches Netz. Dieses Netz stößt an seine Grenzen, insbesondere weil immer mehr Menschen in München wohnen und arbeiten.

Alle Ergebnisse im Detail stehen unter https://muenchenunterwegs.de/angebote/mobilitaet-in-deutschland-mid und https://www.mvv-muenchen.de/mid zum Download zur Verfügung.

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*Die infas Institut für angewandte Sozialwissenschaften GmbH führte die Studie „Mobilität in Deutschland“ (MiD) zwischen Mai 2016 und September 2017 im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) in Kooperation mit weiteren Verkehrsforschungsinstituten durch. Neben dem BMVI beteiligten sich verschiedene regionale Auftraggeber, wie die Landeshauptstadt München, die MVG und der MVV, mit eigenen Stichproben an der MiD. Im MVV-Raum wurden im Rahmen der Studie knapp 30.000 Personen in fast 15.000 Haushalten zu ihrem Mobilitätsverhalten befragt.